Elizabeth Taylor: Ein Sexsymbol à la Marilyn Monroe
von Mia | 15/01/2022 | Starke Frauen
Von Stärke und Schönheit
Funkelnde Augen, so klar wie Sterne und doch so tief und unergründlich wie die Weltmeere. Elizabeth Taylor ist eine Legende unter den Hollywood-Stars. Mit ihrem Lächeln, den heißen Kurven und ihrer Taille hat sie vielen Männern den Kopf verdreht. Und das sowohl vor als auch hinter der Kamera. Als Träumerin, Romantikerin und Verführerin hat sie sogar den Vatikan in Aufruhr versetzt! Sie ist der wahr gewordene Phönix aus der Asche, über den ich euch gerne mehr erzählen möchte.
Geboren 1932 in England, flieht sie mit ihrer Familie vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges in die USA. Schnell offenbart sich ihr schauspielerisches Talent, das sie von ihrer Mutter geerbt hat. So wird sie von MGM, dem damals größten Hollywood-Studio, unter Vertrag genommen und steht bereits als 9‑Jährige erstmals vor der Kamera. Ihren eigentlichen Durchbruch erlangt Liz 1944 neben Filmen wie Lassie mit National Velvet. Darin spielt sie ein Mädchen, das sich als Junge verkleidet, um als Jockey an den Grand National Race teilnehmen zu können. Obwohl sie während der Dreharbeiten durch einen Sturz Verletzungen an der Wirbelsäule erleidet, beweist Liz eine außergewöhnliche Stärke.
Schnell erholt sie sich von dem Unfall und setzt die Dreharbeiten fort.
Was zu diesem Zeitpunkt noch keinem bewusst ist: So sehr dieser Film den Durchbruch ihrer Schauspielkarriere markiert, so schicksalhaft bestimmen die Folgen des Unfalls ihr weiteres Leben. Immer wieder leidet Liz unter starken Rückenschmerzen. An manchen Tagen kann sie nicht aufstehen. Im verzweifelten Versuch, ihre Schmerzen zu betäuben, verfällt sie zunehmend dem Missbrauch von Medikamenten und Alkohol. Das führt so weit, dass sie sich letztlich – von ihren Kindern und Freunden bestärkt – mehreren Entzügen unterzieht.
Es sind schwere Phasen ihres Lebens, aus denen sich Elizabeth Taylor immer wieder mit einem Lächeln heraus kämpft. Ihr Name steht nicht nur für eine außergewöhnliche Schauspielerin, die das Rampenlicht liebt. Dahinter verbirgt sich auch eine starke Frau, die sich nach Lebensfreude und wahrhaftiger Liebe verzehrt.
Von vielen verehrt, heiratet Elizabeth Taylor im Laufe ihres Lebens acht Mal und steht Bewunderern zufolge Marilyn Monroe als Sexsymbol in nichts nach. Bereits mit 15 Jahren posiert sie als Pin-up-Girl. Ihr Markenzeichen ist neben den ausdrucksstarken Augen und dem üppigen Busen ein Muttermal an der rechten Wange. Nach ihrer ersten gescheiterten Ehe mit einem reichen Hilton- Hotelerben, die nur acht Monate hält und in der die damals 18-Jährige unter der Alkohol- und Spielsucht ihres Mannes leidet (bösen Zungen zufolge soll ihn Liz sexuelle Unerfahrenheit gelangweilt haben), wandelt Liz 1951 endgültig ihr Image vom netten Mädchen zur Sexikone: In dem Film A Place in the Sun spielt sie an der Seite von Montgomery Clift die Geliebte des verheirateten ‚George Eastman‘. Getrieben von Leidenschaft und sexueller Begierde, gipfelt ihre Liaison in dem Mord an ‚Eastmans‘ Frau.
Ein neuer Abschnitt beginnt
Fortan verkörpert Elizabeth Taylor auf der Bühne, aber auch im echten Leben eine ungewöhnliche Form der „Femme fatale“. Mit ihren verführerischen Blicken und den reizvollen Outfits, die sowohl Eleganz, als auch pure Erotik verkörpern, zieht sie jeden – ob Single oder Ehemann – in ihren Bann. Einer Motte gleich, die der tödlichen Flamme einer Kerze erliegt, kann kaum einer seinen Blick von ihr abwenden. Es ist eine Form sexueller Macht, welcher sich Elizabeth Taylor zunehmend bewusst wird. Auch Filmproduzent Mike Todd kann ihrer erotischen Ausstrahlung nicht widerstehen. Mit kostbaren Geschenken und langen Telefonaten umwirbt er sie – wohl wissend, dass Liz damals mit Ehemann Nummer zwei, Michael Wilding, verheiratet ist. Lange kann sie sich seinem Charme nicht entziehen. Nur drei Tage nach ihrer Scheidung von Wilding heiratet sie Mike Todd. Es ist eine glückliche Ehe, in der Liz ihre große Liebe gefunden zu haben scheint. Mit der gemeinsamen Tochter und den beiden Söhnen aus vorheriger Ehe wirkt ihr Leben 1958 vollkommen. Doch noch im selben Jahr stirbt Mike Todd bei einem Flugzeugabsturz.
Mit 26 Jahren steht Elizabeth Taylor vor einem Scherbenhaufen. Als zweifach geschiedene Frau, dreifache Mutter und nun auch noch Witwe muss sie fortan den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie alleine bestreiten. Durch Todds teuren Lebensstil, der sie stets mit Juwelen zu beschenken pflegte, sind kaum finanzielle Rücklagen geblieben. So kommt es, dass Elizabeth einen Monat nach Todds Beerdigung die Rolle der ‚Maggie‘ in dem Film Cat on a Hot Tin Roof annimmt. Jene Dreharbeiten beschreibt Liz später als Therapie: In der Rolle einer liebevollen Ehefrau, die ihren Mann (gespielt von Paul Newmann) von seiner Alkoholsucht befreien möchte, muss sie ihre tatsächliche Trauer nicht verbergen. Erfüllt von vielen herzzerreißenden Szenen erscheint Liz in dem Licht der melancholischen Schönheit. Zugleich genießt sie aber auch die Momente, in denen sie der Realität entfliehen und in eine andere Identität schlüpfen kann. Dann sieht man sie auf der Leinwand selbst mit einem Drink in der Hand in ein knappes, seidenbesticktes Negligee gehüllt. Herausfordernd, mit verführerischem Blick, lehnt sie an einer Wand. Fast wirkt es, als würden die dünnen Träger ihres Kleides jeden Moment heruntergleiten und den Rest ihres sinnlichen Dekolletés enthüllen.
Auch in späteren Filmen wie Suddenly Last Summer setzt Elizabeth Taylor ihre Kurven vor der Kamera in Szene. Besonders berühmt sind die Strandaufnahmen in einem weißen Badeanzug, die eine noch nie dagewesene Erotik in der Filmbranche der 50er Jahre symbolisieren. Die Bilder spielen gekonnt mit der Fantasie des Betrachters: Sich am Strand räkelnd, ist Liz nur wenige Zentimeter von den sich aufbäumenden Wellen entfernt. Jeden Moment könnte sich das Wasser über ihren Körper ergießen und den weißen Badeanzug in einen Hauch von Nichts verwandeln.
Jene Erotik gipfelt 1960 in dem Film Butterfield 8. Mit einem bloßen Stück Pelz bedeckt oder in ein weißes Laken gehüllt, lässt Liz darin in der Rolle eines Callgirls alle Hüllen fallen. Sie verführt, spielt mit ihren Reizen, mal dominant, mal devot. Und doch bleibt auch in diesem Film immer noch so viel verborgen, dass dem Betrachter genug Spielraum für eigene sexuelle Fantasien bleibt.
Eine Zauberin auf der Leinwand
Aus heutiger Sicht könnte man meinen, dass der Film zu damaligen Zeiten ein skandalöser Flopp gewesen sein müsste und das Karriereaus für Elizabeth Taylor bedeutete. Doch weit gefehlt. Die Gesellschaft befindet sich bereits im Wandel: Es ist eine Zeit der beginnenden sexuellen Revolution und Freizügigkeit, in der Erotik mit all ihren Facetten weltweit zunehmend enttabuisiert wird. Eine Zeit, in der Elizabeth Taylor für ihre erotische Darstellung einer Prostituierten 1961 ihren ersten Oscar gewinnt.
Diese sexuelle Macht, die sie sowohl vor, als auch hinter der Kamera auskostet, gipfelt letztlich 1961 während eines neuen Filmprojekts in Rom in einer für Liz fast verhängnisvollen Affäre. An der Seite von Co-Star Richard Burton, der den ‚Marcus Antonius‘ spielt, verkörpert Taylor die Figur der ‚Cleopatra‘. Meine absolute Lieblingsrolle. Wie passend, fand ich es schon als junge Dame, dass die schönste Frau der Welt die Legende um die einst sinnlichste und schönste Herrscherin Ägyptens in dem gleichnamigen Film zum Leben erweckt. Wird Liz anfangs noch von Burton beleidigt, weil er sie zu fett findet und respektlos als ‚Miss Tits‘ anspricht, entwickelt sich zwischen ihnen schnell eine starke Anziehungskraft. Obwohl beide verheiratet sind und Burton seine Alkoholsucht am Set nicht verbirgt, pulsiert zwischen ihnen eine Leidenschaft, die auch der Filmcrew während vieler Kussszenen nicht entgeht. Ihr Gerangel um die Vorherrschaft in dieser Beziehung können sie auch vor der Kamera ausleben, als Marc Anton sich weigert, vor Kleopatra zu knien oder sich öffentlich zu ihr zu bekennen. Ihr beider Stolz kostet sie am Ende das Leben und das Land Ägypten.
Immer mehr Paparazzi machen im Laufe der Dreharbeiten Jagd auf das Paar. Sogar der Vatikan mischt sich ein. So sieht er den heiligen Bund der Ehe verletzt und ruft das italienische Volk dazu auf, die finalen Szenen in Rom zu torpedieren. Doch stattdessen wird Taylor von ihren sogar Fans bejubelt: Während der berühmten Szene der ‚Cleopatra‘, die triumphierend in Rom auf einem Sphinx-Podest mit ihrem und Cäsars Sohn Cäsarion einmarschiert, rufen viele Komparsen statt ‚Cleopatra‘ den Namen Elizabeth. Es ist ein monumentaler Augenblick, in dem Elizabeth Taylor über die Position der katholischen Kirche gestellt wird. Auch ihr Outfit unterstreicht in diesem Moment ihr erhabenes Wesen: Von Kopf bis Fuß in Gold gehüllt, funkelt Liz Kostüm wie flüssiges Gold in der heißen Sonne Roms. Ihr Umhang gleicht dabei den Schwingen eines Phönix, der, eben noch von der Asche durch die öffentlichen Anprangerungen begraben, nun mit kraftvollen Flügelschlägen emporsteigt und neuen, aber auch herausfordernden Zeiten entgegenblickt.
So kommt es, dass sich Liz und Burton von ihren jeweiligen Ehepartnern trennen. 15 Jahre lang bleiben sie ein Paar und mit Burton erlebt Elizabeth sowohl ihre fünfte, als auch sechste Ehe. Es ist eine toxische Liebesbeziehung, in der prickelnde Erotik schnell in Eifersucht, Alkohol-Exzesse und Gewalt umschlägt. Auch Elizabeth verfällt zunehmend dem Alkohol- und Tablettenmissbrauch. Immer häufiger leidet sie an den Folgen ihrer früheren Rückenverletzung. Kombiniert mit den vielen Affären Burtons und seinen öffentlichen Demütigungen ihr gegenüber versucht sie ihre physischen wie auch emotionalen Schmerzen zu betäuben. Doch so sehr Liz an dieser Ehe festhält, so gibt sie sich 1974 endgültig geschlagen und lässt sich zum zweiten wie auch letzten Mal von Burton scheiden.
Zwar stehen beide 1981 von Neuem gemeinsam auf der Bühne – dieses Mal in Little Foxes in den Rollen eines sich verhassten Ehepaares –, doch bleiben die Gerüchte um eine dritte Hochzeit unerfüllt. Ob dies dem Tod Burtons 1984 geschuldet ist, bleibt unklar.
Doch sollen beide unabhängig voneinander ihren jeweiligen Freunden gestanden haben, dass sie einander erneut heiraten würden.
Obwohl Elizabeth Taylor nach Burton noch zwei weitere Ehen eingeht, scheint sie die Anziehungskraft zu Burton bis zu ihrem Tod (2011) verfolgt zu haben. Das zeigt sich auch darin, dass sie ihrem Testament zufolge neben ihm beerdigt werden wollte. Zwar wird ihr dies nicht gewährt, doch bekommt sie post mortem einen anderen Wunsch erfüllt. So soll Elizabeth Taylor für ihre Unpünktlichkeit bekannt sein. Und so kommt es, dass sie sich der alten Zeiten zu Liebe – einer Diva gleich – auch auf ihrer eigenen Beerdigung verspäten möchte. Eine Viertelstunde müssen die Trauergäste warten, ehe Elizabeth Taylor ein letztes Mal im Rampenlicht erscheint.
In tiefer Bewunderung
Diesen humorvollen, stolzen Charakter liebe ich an Elizabeth Taylor. Obwohl sie in ihrem Leben so viele Schicksale erleiden muss, behält sie ihr Lächeln und ihre Kämpfernatur bei. Nicht einmal der Tod kann ihr das nehmen: Neben dem Verlust ihrer großen Liebe sowie Freunden wie James Dean, springt Liz dem Tod sogar selbst mehrfach von der Schippe. So besiegt sie einen Hirntumor und wäre kurz nach dem Drehstart zu ‚Cleopatra‘ 1961 in London fast gestorben: Durch das feucht-kalte Klima erkrankt Liz an einer schweren Lungenentzündung. Am Ende kann ihr nur noch ein Luftröhrenschnitt das Leben retten. Doch statt zu genesen, fällt sie kurz darauf ins Koma. Die Ärzte bezweifeln, dass sie wieder aufwachen wird. Doch Liz kämpft sich ins Leben zurück. Schon bald kann sie mit neuer Kraft den Dreh (der nun ins warme Rom verlagert worden ist) fortsetzen. Ihre lange Narbe am Hals versteckt sie nicht. Mit Stolz präsentiert sie diese fortan sowohl vor, als auch hinter der Kamera und verziert sie zuweilen mit zusätzlichem Juwelenschmuck. Einer Kriegswunde gleich, symbolisiert diese Narbe Liz glorreichen Sieg über den Tod. Zumindest bis 2011.
Mit 79 Jahren stirbt Elizabeth Taylor. Ihr Leben ist bis zum Schluss von dem Kampf um eine gerechtere Welt geprägt. Sie setzt sich gegen Rassismus und die Ausgrenzung von an Aids erkrankten Menschen ein. Bis heute ist sie eine der weltweit berühmtesten, glamourösen Sexsymbole, die nicht nur Männerherzen nach wie vor höher schlagen lässt. Auch ich konnte mich ihrem Bann schon als Kind nicht entziehen – ihr Verständnis von Stolz, Glamour und vor allem ihr Engagement für eine bessere Welt habe ich mir schon früh zum Vorbild genommen.
Trivia: Elizabeth Taylor gilt seit dem Film Cleopatra als eine der bestbezahlten Schauspielerinnen ihrer Zeit. Als erste Frau Hollywoods hat sie die Eine-Millionen-Dollar-Marke geknackt. Und das aus einem Scherz heraus. So soll Elizabeth Taylor ursprünglich keine Lust auf die Rolle der ‚Cleopatra‘ gehabt haben. Nur deshalb habe sie als Abschreckung diese hohe Gage eingefordert. Mit überraschendem Erfolg.
Viva la Diva!