Nympho­ma­nie und der Reiz des Verborgenen

von Mia | 18/05/2021 | BETTGEFLÜSTER

Das Bild der Nymphe

Die Schön­heit und der Reiz des Verbor­ge­nen beschäf­ti­gen uns in Kultur, Kunst und Tradi­tio­nen schon seit Menschen­ge­den­ken. Diese Anzie­hungs­kraft, welche im alten Glauben eine Spiel­art der Götter oder besser der Göttin­nen und Natur­geis­ter war und ist, führt uns auch zu dem noch heute sehr bekann­ten Begriff »Nympho­ma­nie«.

Nympho­ma­nie – ein Wort das schon ins sich seinen mysti­schen Ursprung trägt. ein Ausdruck des unbän­di­gen Verlan­gens, der starken eroti­schen Anzie­hungs­kraft rührt von den namens­ge­ben­den Natur­göt­tin­nen der Antike, den Nymphen, her.

Nymphen, Beglei­te­rin­nen der uns bekann­ten olympi­schen Götter, von erlese­ner Schön­heit und doch den Menschen so nah. Ihnen ist das Leise zu eigen, auch wenn Tanz, Gesang und das Umgar­nen der Sterb­li­chen und Unsterb­li­chen ihr Tagwerk ist.

Die Symbo­lik der Nymphen ist vielfäl­tig. Sie umfasst beson­ders die Berei­che Frucht­bar­keit und Sexua­li­tät. Zum Beispiel stammt aus Vladi­mir Nabokovs “Lolita” der Ausdruck „Nymph­chen“ für einen Typus frührei­fer Mädchen, die der Protago­nist sexuell anzie­hend findet.

Das Wort „Nymphe“ wird in manchen Kultu­ren auch für Symbole der weibli­chen Genita­lien wie Lotos­blü­ten, weiße Seero­sen und bestimmte Schne­cken benutzt. Verlie­ben sollte man sich aller­dings nicht in eine Wasser­nym­phe. Sie flirtet leiden­schaft­lich gerne und meint es selten ernst. Gebro­chene Herzen zieren ihren fast 10.000 Jahre langen Lebens­weg. Ein Nachklang hat sich im Volks­glau­ben an Nixen erhal­ten, nament­lich die verderb­li­che Eigen­schaft, ihre Lieblinge in die feuchte Tiefe hinabzuziehen:

“Mit einem Mal erzit­ter­ten die Seero­sen in dem stillen Teich. Das Wasser kräuselte sich und schlug sanft an die Mauer. Die Eidechse huschte davon. Bormus starrte ins Wasser, einge­fan­gen von dem Zauber, der plötz­lich den Ort umgab. Inmit­ten der Seero­sen zeigte sich ein weibli­ches Wesen, unend­lich verfüh­re­risch und unend­lich geheim­nis­voll. Ihre Haut war heller als die Blüten­blät­ter; ihre Augen schim­mer­ten grün wie das Laub. Dunkles, mit Blätter­gir­lan­den umwun­de­nes Haar floß über ihre feucht­glän­zen­den Schul­tern ins Wasser. Sie hob eine Hand, und Bormus beugte sich ihr entge­gen. Dann aber zögerte er und wich zurück.

Die Frau lächelte verträumt, schüt­telte den Kopf und winkte, und die Augen des Jünglings verdun­kel­ten sich vor Verlan­gen. Er streckte die Arme aus.

Im gleichen Moment, da seine Finger­spit­zen das Wasser berühr­ten, umfaßte die Frau sein Handge­lenk mit eiser­nem Griff. Scharfe kleine Nägel bohrten sich in sein Fleisch, und der schlanke Arm zog Bormus unerbitt­lich ins Wasser, hinab in die Welt unter der Erde, wo immer noch die Wasser­geis­ter herrsch­ten und die Menschen nicht atmen konnten.“

Verzau­berte Welten, Wassergeister

Viele verbin­den jedoch leider mit der Mannstoll­heit, also der Nympho­ma­nie, jene Eigen­schaf­ten, die sich kaum oder gar nicht in diesem Wort wieder­fin­den. Denn so wie schon Rembrandt uns im Bad der Diana eine viel subti­lere, fast schüch­terne und dennoch leiden­schaft­li­che Szene zeigt, so ist auch der Flirt und der Tanz mit einer Nymphe ein ausge­las­se­nes Spiel, welches mit kleinen Wellen langsam beginnt und erst zum Ende hin wie eine tosende Welle über den Tanzen­den hineinbricht.